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Jahresgedanken zu Multi-Krisen 2022

Jahresgedanken zu Multi-Krisen 2022
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Das Jahr 2022 war ein Jahr vielfältiger Brüche. Etliche haben sich vorher angedeutet, andere sind neu. Aber in 2022 wurde deutlich, dass viele zusammengehören oder sich in ihren Wirkungen gegenseitig verstärken.

Der Klimawandel und Umweltverschmutzung

Wissenschaftlern und immer mehr Menschen wird deutlich, dass beides progressiv im Gange ist. Das Eis der Polkappen schmilzt, Hitze und Trockenperioden nehmen überall zu, auch in Mitteleuropa, Stürme und Flutkatastrophen vernichten ganze Landstriche. Die Meere sind voll von Plastikmaterial, das sich in riesigen Teppichen verdichtet und auch in tausend Jahren nicht auflöst. Überall findet sich Mikroplastik. In den Flüssen, in den Böden, in der Nahrung, in Kosmetika.

Und das Ganze ist von uns Menschen verursacht. Gerade meine Generation hat sich besonders schuldig gemacht durch gedankenlosen Konsum, Verpackungswahn, Flugtouristik nach nah und fern, energiefressende Schiffsreisen in Kreuzfahrtkolossen, Nutzung immer schwererer Geländewagen im Stadtverkehr usw. usw.

Umkehrbar ist das nur durch Umdenken und anderes Handeln von jedem Einzelnen, flankiert und gestützt durch gemeinsame politische Entscheidungen weltweit. Trotz einzelner Fortschritte scheinen wir weiter von einer nachhaltigen Lösung entfernt denn je und führen lieber erregte Debatten über Menschen, die sich auf Fahrbahnen festkleben, als über uns selbst.

Die Covid 19 Pandemie

Drei Jahre hat sie uns in Atem gehalten. Sozialkontakte unterbunden, die Wirtschaft gebremst, Reisen als unseren wertvollsten Zeitvertreib behindert. Auch in diesem Jahr hat sie mit der Omikron-Variante noch einmal Schwung aufgenommen. Ob diese Variante jetzt gerade wegen ihres Erfolges viele Menschen immunisiert hat und damit gefahrloser wird, hoffen etliche Wissenschaftler. Das Ende der Pandemie (= kontinentübergreifende Endemie) ist ausgerufen. Aber endemisch ist sie immer noch und verursacht insofern weiterhin Tote und Long Covid Patienten wie z.B. in China. Insofern sind ihre wirtschaftlichen Wirkungen – Produktionsausfälle, Unterbrechung der Lieferketten, Transportausfälle, Inflation – keineswegs beendet und werden uns weiterhin beschäftigen.

Der Demographische Wandel

Bereits seit langem werden wir in den europäischen Ländern immer älter, gleichzeitig wachsen weniger junge Menschen nach. Etwa seit 2012 gibt es eine Schere, nach der weniger junge in das Arbeitsleben eintreten, als gleichzeitig Rentner und Pensionäre aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Seitdem ist die Schere bis heute sehr viel größer geworden. Das heißt, wir haben jetzt allein schon aus demographischen Gründen einen erheblichen Arbeitskräftemangel. Wenn dann noch strukturelle Probleme wie schlechte Arbeitsbedingungen oder zu wenig Lohn etwa im Gesundheits- oder Transportwesen auftreten, dann kommt es zu erheblichen Versorgungsengpässen, wie in diesem Jahr bereits erlebt und befördert noch durch Covid- und Grippe-Epidemien.

Der Krieg in Europa

Nach 77 Jahren Abwesenheit von Krieg in Europa ist er wieder präsent. Mit unvorstellbarer Härte gegen Soldaten und Zivilbevölkerung wird er auch heute am 310. Tag seit seinem Ausbruch geführt. Millionen Menschen sind aus der Ukraine, hunderttausende aus Russland geflohen. Die Schätzungen über Tote auf beiden Seiten gehen ebenfalls in die Hunderttausende. Verwundete, ob physisch oder psychisch, sind ungezählt.

Die bisherigen Krisen werden dadurch auch bei uns verstärkt. Umbau und Abbau unserer Energieverschwendung mit CO2-Ausstoß sind durch den Krieg zumindest kurzfristig gestoppt bis verzögert. Die durch die Pandemie angeschobene Inflation hat einen weiteren Verursacher in diesem Krieg gefunden. Viele unserer im Inland aufgeschobenen Investitionen wie Brückenbau, Wohnungsbau, Digitalisierung der Verwaltung werden umgelenkt werden müssen in Waffen für die Ukraine und den späteren Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur dort. Moralisch und politisch ist das geboten.

Meine Schlussgedanken

Das Jahr 2022 ist also geprägt durch Krisen, die sich überall ergänzen und verstärken – Multi-Krisen eben. Dabei sind wir in der Vergangenheit teilweise Nutzer, teilweise Verursacher der Krisen und haben davon profitiert durch einen bisher nie gekannten Wohlstand, der uns über 50 Jahre lang begleitet hat. Davon etwas abzugeben, ist nur angemessen, gerecht und eine moralische Verpflichtung. Zumindest das sollte die Lehre aus diesem Jahr sein.

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